Das Plaudertelefon wird 3 Jahre alt
1. April 2024. Bereits seit drei Jahren steht malreden älteren Menschen zum Plaudern und für Alltagsgespräche zur Verfügung. Wie es den Freiwilligen gelingt, am Telefon auch mit herausfordernden Situationen umzugehen und welche Gesprächstechniken dazu geeignet sind, dies erläutert Andrea Waldegg-Schürch, Ausbildungsverantwortliche und Vorstandsmitglied des Vereins Silbernetz Schweiz.
Seit 2021 bietet malreden älteren einsamen Menschen die Möglichkeit von ungezwungenen Alltagsgesprächen. Die Niederschwelligkeit ist dabei die grosse Stärke des telefonischen Gesprächsangebots. Dass der Bedarf zum Plaudern vorhanden ist, dies zeigt die stetig zunehmende Zahl der Anrufe.
Nicht vergleichbar mit Gesprächen im Freundeskreis
malreden ist kein Beratungs- und Krisentelefon. Gleichwohl erfordert die Gesprächsführung an der Hotline von den Freiwilligen ein feines Gespür für die Situation. Spezifische Kommunikationstechniken unterstützen sie dabei, die Bedürfnisse der Anrufenden wahrzunehmen, empathisch und authentisch zu bleiben, gut zuzuhören und auch in herausfordernden Gesprächen wertschätzend zu reagieren. Andrea Waldegg-Schürch verantwortet als Vorstandsmitglied des Vereins Silbernetz Schweiz die Ausbildung der Freiwilligen. Teil davon ist die Vermittlung verschiedener Gesprächstechniken, dies mit dem Ziel, eine stimmige Balance zwischen Mitgefühl, Leidanerkennung und Abgrenzung zu halten. «Das Zuhören im Rahmen eines solchen Telefongesprächs unterscheidet sich von Gesprächen, die ich unter Freunden oder mit der Familie führe», erläutert die Ausbildungsverantwortliche. Gerade bei herausfordernden Anrufen gilt es, die eigenen Grenzen zu spüren und diese auch bewusst zu ziehen, etwa, wenn allzu persönliche Fragen gestellt werden, so Andrea Waldegg-Schürch.
Selbstwirksamkeit anregen, damit eigene Schritte unternommen werden können
In der Ausbildung bereitet Andrea Waldegg-Schürch die Freiwilligen auf realistische und wahrscheinliche Szenarien vor: «Bei uns lernen die Freiwilligen, wie sie vorgehen können, wenn jemand schweigt, aggressiv reagiert oder weint. Im Rahmen von Supervisionen haben sie überdies die Möglichkeit, sich regelmässig mit anderen über das Erlebte auszutauschen.» Im Gespräch erteilen die Freiwilligen keine Ratschläge, sondern versuchen durch geeignete Rückfragen, die Selbstwirksamkeit anzuregen und die Anrufenden dazu zu ermuntern, eigene Schritte hin zu sozialer Teilhabe zu unternehmen. Auch persönliche Treffen sind nicht vorgesehen: Der Einsatzplan wird bewusst so gestaltet, dass keine Abhängigkeit zu einzelnen Personen entsteht. Falls sich im Gespräch ein Bedürfnis nach mehr Verbindlichkeit zeigt, so kann auf das Tandem, ein weiteres Angebot von malreden, oder auf andere Vernetzungs- oder Unterstützungsangebote hingewiesen werden. Merken die Freiwilligen wiederum, dass sich die Anrufenden in persönlichen Nöten oder in einer Ausnahmesituation befinden, so gilt es, im Gespräch herauszufinden, wo die Person steht und dann entsprechend zu reagieren. Wenn angezeigt, so wird so beispielsweise auf die Dienste von Pro Mente Sana oder der Dargebotenen Hand 143 verwiesen. Das Erkennen und Ziehen der eigenen Grenzen schützt so sowohl die Freiwilligen als auch die Anrufenden.
Weitere Informationen
Angebot von malreden
Möglichkeiten der Unterstützung von malreden
Wir suchen Freiwillige
Die vielen Aspekte von Einsamkeit – das neue Buch unserer Präsidentin Pasqualina Perrig-Chiello
Bild Rechte: Unsplash