malreden organisierte Austausch-Cafés für Angehörige am diesjährigen «Tag der betreuenden Angehörigen»
Erstmals fand im Kanton Bern der Tag der betreuenden Angehörigen in Form von «Austausch-Cafés» statt, die malreden im Auftrag der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) in fünf Regionen des Kantons organisierte. Mit dem Awareness-Tag anerkennt der Kanton Bern die herausfordernde Arbeit, die betreuende Angehörige leisten.
Jedes Jahr am 30. Oktober organisieren die kantonalen Behörden im Rahmen des «Tags der betreuenden Angehörigen» zahlreiche Veranstaltungen, an denen sich Betroffene informieren und austauschen können. Neun Kantone setzen so ein starkes Zeichen und anerkennen den grossen Beitrag von Personen, die sich für ihre Angehörige einsetzen.
Auszeit und Austausch für Betroffene und Freiwilligem
Bereits seit 2021 beteiligt sich der Verein Silbernetz Schweiz mit malreden am Tag der betreuenden Angehörigen. Dieses Jahr führte der Verein im Auftrag der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) die Begleitaktion zum Awareness-Tag im Kanton Bern erstmals in Form von sogenannten «Austausch-Cafés» durch: Vom 16. bis 27. Oktober 2023 hatten die Angehörigen die Gelegenheit, an fünf Standorten im ganzen Kanton Bern bei Kaffee und Kuchen mit Fachleuten, anderen Betroffenen und Freiwilligen ins Gespräch zu kommen. Das «Abschluss-Café» fand am 30. Oktober 2023 mit einem zusätzlichen Rahmenprogramm im Zentrum Paul Klee in Bern statt. Die insgesamt sechs Cafés boten den betreuenden Angehörigen die Möglichkeit einer Auszeit, der Wertschätzung und Anerkennung.
Für Eve Bino, Co-Geschäftsleiterin von malreden, ist klar: «Der Alltag von betreuenden Angehörigen ist komplex und anspruchsvoll. Sozialer Austausch kommt vielmals zu kurz, was Einsamkeitsgefühle begünstigen kann. Dies erleben wir auch in den Gesprächen an der Hotline von malreden. An den Austausch-Cafés erfuhren wir von berührenden und teils unvorstellbaren Geschichten. Dies erlaubte uns einen vertieften Blick ins Engagement von betreuenden Angehörigen, das oft im Verborgenen stattfindet. Die Organisation der Austausch-Cafés war für uns daher eine sinnstiftende und wertvolle Aufgabe, die wir gern übernommen haben.» Für Esther Zürcher von der GSI ist malreden ein fester Bestandteil bei der Organisation und Durchführung der Veranstaltung zum Tag der betreuenden Angehörigen geworden: «Wir schätzen das grosse Engagement der Organisation mit ihren freiwilligen Mitarbeitenden sowie die unkomplizierte, zuverlässige und inspirierende Zusammenarbeit sehr.»
Grosses Engagement von betreuenden Angehörigen
Im Kanton Bern übernehmen schätzungsweise rund 84’000 Personen Pflege- und Betreuungsaufgaben ihrer Angehörigen. Der Austausch mit Gleichgesinnten und anderen Betroffenen an den Austausch-Cafés zeigte unter anderem auf, dass ein Bedürfnis nach Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden ist. Die Cafés als niederschwellige Massnahme wurden sehr geschätzt, auch wenn die Organisation einer Betreuung in der Zeit der Abwesenheit für die Angehörigen immer auch eine Herausforderung darstellt. Für die GSI erfüllen betreuende Angehörige eine sehr wichtige und herausfordernde Aufgabe. Der Kanton Bern will mit dem Tag der betreuenden Angehörigen deshalb auf die spezifischen Bedürfnisse aufmerksam machen. Rund 20 Fachorganisationen unterstützten die Veranstaltung. Sie verfügen über unterschiedliche Unterstützungsangebote für betreuende Angehörige. Nebst Informationen und Beratung gehören auch konkrete Entlastungsangebote dazu.
Weitere Informationen
Betreuende Angehörige, Website Kanton Bern
Tag der betreuenden Angehörigen, Website Kanton Bern
Tag der betreuenden Angehörigen 2023, Website Kanton Bern
Interkantonaler Tag der betreuenden Angehörigen
Beitrag SRF Regionaljournal vom 18. Oktober 2023
Beitrag Radio RJB «Des cafés-rencontres pour aider les proches aidants»
Förderprogramm «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige 2017-2020», Bundesamt für Gesundheit
Betreuende Angehörige, Gesundheitsförderung Schweiz
Film «Zwischen Wunsch und Verpflichtung», Videoproduktion der Familien- und Frauengesundheit
Kurse für Angehörige und Betreuende von kranken und älteren Menschen, Freiwillige und weitere am Thema interessierte Personen im Berner Oberland, SRK Kanton Bern
Hintergrundinformationen «Betreuende Angehörige»
In der Schweiz übernehmen nach Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) etwa 8 Prozent der Bevölkerung – Kinder, Jugendliche, Erwachsene, hochaltrige Personen aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und ökonomischen Kontexten – Betreuungsaufgaben für Angehörige. Rund zwei Drittel der Erwachsenen mit Betreuungsaufgaben sind erwerbstätig. Betreuende und pflegende Angehörige ermöglichen gemäss Gesundheitsförderung Schweiz mit ihrem oft hohen und langandauernden Einsatz, dass Menschen mit altersbedingten und gesundheitlichen Einschränkungen so lange wie möglich zuhause leben können. Die Betreuung kann, nebst diversen positiven Effekte, auch negative Auswirkungen haben und zu belastenden Situationen für die Angehörigen führen. Als Entlastung in solchen Fällen wünschen sich alle Angehörigen vor allem Hilfe in Notfallsituationen, Gespräche mit Fachpersonen, Fahrdienste oder Hilfe für die eigene Erholung. In gut der Hälfte der Fälle finden betreuende Angehörige laut einem Bericht des BAG von 2020 kein passendes Angebot.